top of page

Die Glücksleiter

Es gibt noch eine andere Sichtweise auf die Dinge, die ich im letzten Kapitel als Ablenkungen bezeichnet habe. Denn vielleicht klingt dir das doch alles ein wenig zu stark nach einem Leben als Mönch, ohne die schönen Dinge des Lebens, vertieft in sich selbst. Doch darum geht es gar nicht. Es geht einfach darum, alles in Balance zu halten und eine neue Perspektive zu den unendlich vielen Aspekten deines Lebens einzunehmen. Dafür mag ich das Bild einer „Glücksleiter“ sehr gerne. Lass uns verschiedene Dinge, die dich glücklich machen können, auf die Stufen einer Leiter packen und schauen, was jeweils genau passiert und wie stark dabei Einflüsse von außen auf dich wirken. Unsere Leiter hat fünf Stufen, die wir uns jetzt der Reihe nach ansehen werden.

Image by Maarten van den Heuvel

1: Dinge

Etwas Schönes kaufen macht dich irgendwie glücklich, oder? Neue Schuhe vielleicht, eine Uhr, ein Musikinstrument, ein Smartphone oder ein Auto. Doch wie lange hält dieses Glück an? Achte einmal darauf: Jedes Mal, wenn du das neue Ding benutzt, ist die Freude darüber ein bisschen kleiner. Und recht schnell hat das Ding den gleichen Stellenwert für dich, wie all die anderen Sachen, die du vorher schon hattest. War vielleicht die Vorfreude darauf vor dem Kauf stärker, als das Glück, welches dir das Ding gebracht hat? Hast du dir ausgemalt, wie toll es sich anfühlen wird, wenn die anderen dich wegen deines neuen Autos bewundern oder wie schöner die Bilder sind, die du jetzt mit deinem Telefon machen kannst? Wie schnell denkst du darüber nach, etwas neues zu kaufen, statt das, was du schon hast, zu genießen?

2: Erfahrungen

Reist du gerne durch die Welt und hast vielleicht sogar ein Weltkarte an der Wand, auf der du markierst, wo du schon warst? Unternimmst du viel? Bist immer unterwegs? Lernst du etwas auf deinen Reisen, was dir in deinem „normalen“ Leben hilft? Oder erinnerst du dich oft zurück an tolle, außergewöhnliche Erfahrungen und wünschst dir, diese zu wiederholen, weil dein Leben dir generell zu langweilig ist? Ist dir, wenn du ganz ehrlich bist, vielleicht das Foto für Instagram oder die Geschichte, die du danach deinen Freunden erzählen kannst, wichtiger, als die Erfahrung selbst zu genießen? Neue Erfahrungen können extrem wertvoll sein und uns helfen, zu wachsen. Oder sie sind eine Ablenkung, ein Ersatz für Dinge.

Image by Jeremy Bishop

3: Wachstum
Mit Wachstum meine ich persönliches Wachstum, also all die Dinge, die dich in irgendeiner Weise weiter bringen. Lernst du gerne neue Sachen, bist neugierig und interessiert? Verbesserst dich in deinem Lieblingssport oder deinen anderen Hobbies? Verbesserst dein körperlichen Zustand durch gesunde Ernährung und Training? Beschäftigst dich mit Dingen wie diesem Buch, um irgendwie zufriedener zu werden? Lernst neue Menschen kennen, erweiterst deinen Freundeskreis? Das alles sind Dinge, die dich glücklich machen können, auch langfristig. Aber sie können auch zur Sucht werden, zur Ablenkung. Glaubst du, dass du erst in gewissen Bereichen etwas erreichen musst, um „gut“ zu sein? Denke noch einmal darüber nach, ob das wirklich so ist.

4: Verbindung & teilen

Was ist dir lieber: Smalltalk über das Wetter oder intensive Gespräche über ein Thema, welches dich und dein Gegenüber interessiert? Kennst du das, wenn du mit jemandem sprichst und dabei denkst: „Das Gespräch könnte ich mir eigentlich auch sparen“? Tiefe Verbindungen mit anderen Menschen machen uns glücklich. Verstehen und verstanden werden. Unser Wissen mit anderen zu teilen und Ihnen damit vielleicht zu helfen. Das ist nicht nur ein wichtiger Baustein für romantische Beziehungen, sondern gilt auch für unsere Interaktionen mit der Familie, Freunden und Kollegen.

 

Achte in deinen Gesprächen einmal darauf und versuche, wirklich präsent zu sein, ohne von der Stimme in deinem Kopf abgelenkt zu werden. Und achte auch darauf, ob du die anderen brauchst, weil du dich, wenn du alleine bist, schlechter fühlst als in Gesellschaft.

5: Wertschätzung

Weißt du eigentlich, was du an deinem Leben hast? Jeder einzelne von uns in unserer westlichen Welt lebt besser, als es Könige vor ein paar hundert Jahren taten. Wir leben ziemlich sicher und lange, können uns relativ einfach gesund halten, haben fließend Wasser, Strom, Computer, Autos, müssen nicht hungern oder frieren. Meinst du nicht, dass du dafür zumindest ein wenig dankbar sein solltest? Du besitzt vermutlich zumindest ein paar Dinge, die du sehr gerne magst. Du hast wahrscheinlich tolle Freunde und eine Familie, die dich liebt. Sind das nicht Gründe, glücklich zu sein? Eine andere Sichtweise darauf gibt uns der Buddhismus: Leben ist Leiden. Wir alle leiden, weil weder der Mensch noch die Welt, in der wir Leben, perfekt sind. Im Umkehrschluss sollten wir dann eigentlich doch jeden Tag alles wertschätzen, was unser Leiden lindert, unser Leben lebenswert macht, oder? Wertschätzung für das Leben an sich und selbst die kleinsten Freuden kann dir helfen, sehr viel zufriedener und glücklicher zu sein. Suche diese kleinen Dinge in deinem Leben.

Sie dir die verschiedenen Stufen unserer Leiter einmal genau an. Siehst du, wie auf welcher Stufe äußere Einflüsse helfen, dich glücklich zu machen? Erkennst du, wo ungesunde Abhängigkeiten für dich bestehen können? Lass uns die verschiedenen Stufen noch einmal betrachten:

Dinge: Hier kommt das Glück von außen, ausgelöst durch Vorfreude und Geschichten in unserem Kopf, wie sehr das neue Ding unser Leben positiv beeinflussen wird, vielleicht weil andere uns viel besser finden werden, wenn wir das Ding erst einmal haben. Die damit verbundenen Dopaminausschüttungen sind perfekt als „Fast Food Glück“ und Ablenkung von der Stimme in unserem Kopf. Behalte dies im Hinterkopf, wenn du etwas unbedingt haben möchtest und lerne, die Dinge, die du schon hast, zu schätzen.

Image by Jacek Dylag

Erfahrungen: Die Erfahrungen funktionieren genauso wie die Dinge, wenn du sie genauso behandelst. Versuche in Zukunft, Erfahrungen außerhalb deines üblichen Alltags noch mehr zu genießen, voll im Moment zu sein und dich nicht von anderen Dingen in deinem Kopf ablenken zu lassen. Versuche auch, etwas aus ihnen zu lernen – das macht sie erst richtig wertvoll.

Wachstum: Auch das Lernen oder die Selbstoptimierung können einen starken Bezug nach außen haben oder einfach nur Ablenkungen sein. Liebst du, was du da tust? Oder möchtest du ein Ziel erreichen, um anderen besser zu gefallen? Sind vielleicht negative Beliefs über dich selbst der Auslöser für dein Handeln? Tust du es aus Selbstschutz, weil andere es auch tun und dich in einem negativen Licht sehen könnten, wenn du es nicht tust? Hinterfrage, warum du tust, was du tust. Tue es für dich, nicht für andere.

Verbindung und teilen: Sucht du neue Freunde, weil du denkst, dass du beliebter sein musst? Klingt nach der negativen Überzeugung, dass du nicht gut genug bist, wenn du nicht viele Freunde hast. Möchtest du anderen Helfen, um dich dann besser zu fühlen, weil du so ein sozialer Mensch bist? Schaffe tiefgründige Verbindungen zu anderen Menschen und teile dein Wissen, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Es geht nicht darum, von anderen etwas zu erhalten.

Wertschätzung: Dies ist die einzige Stufe, die nichts mit anderen zu tun hat – nur mit deiner Einstellung. Deshalb kann es so wertvoll sein für dein unzerstörbares Selbstvertrauen, wenn du es schaffst, dein Leben und alles darin einfach zu schätzen. Denke ein wenig darüber nach, was dein Leben schön macht, und sei einfach dankbar dafür, dass du es hast.

Image by Abuzar Xheikh

Insgesamt möchte ich dir an dieser Stelle noch die folgende Idee erneut mitgeben, weil sie hier einfach so schön reinpasst: Alle deine Gefühle sind schon in dir. Wenn dich etwas, auf welcher Stufe der Leiter auch immer, glücklich macht, dann tut es das nicht wirklich. Die Sache, das Erlebnis, die Beziehung, alles löst nur aus, was bereits in dir ist. Oder hat dir dein neues Tablet schon einmal eine Spritze mit Glück in den Arm verpasst? Du weist den Dingen Bedeutung zu. Du erlaubst ihnen, dich glücklich, traurig, wütend oder neidisch zu machen. Nun gut, Hormone spielen auch eine Rolle, das stimmt schon. Aber der Grundsatz bleibt wahr: Nichts von außen „gibt“ dir Gefühle – die Emotionen kommen immer aus deinem Inneren.

Die Hausaufgabe

Schau dir die Stufen noch einmal an. Überlege, wie sie sich in deinem Leben zeigen. Vielleicht helfen sie dir, negative Überzeugungen zu finden. Oder zu erkennen, wo du aus Selbstschutz gegen deine Überzeugungen handelst. Vielleicht können Sie dich dabei unterstützen, mehr über dich zu erfahren und deinen inneren Kern zu finden, auf den du dich immer zu 100% verlassen kannst.

Der Merksatz

Ich weiß, was mir wirklich wichtig im Leben ist und warum ich möchte, was ich möchte.

bottom of page