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Die Energiequelle

Wir haben bisher über falsche Überzeugungen gesprochen, über die Angst vor Bewertungen und über negative Emotionen in Bezug auf deine Mitmenschen. Dass sind alles Dinge, die du jetzt besser im Griff hast. Es gibt jedoch auch ein grundsätzliches Verhältnis zu anderen Menschen, an dem du nichts ändern kannst. Es hat jedoch starken Einfluss auf deine Energie den Tag über, und wenn du nichts darüber weißt, kann es dazu führen, dass du dich deshalb „seltsam“ fühlst. Denk mal darüber nach: Wie ist deine grundsätzliche Einstellung zu anderen Menschen? Bist du ungern längere Zeit alleine und hast vielleicht schon einmal gesagt bekommen, dass es nervt, wenn du ständig etwas unternehmen möchtest? Oder hast du gerne Zeit für dich und musstest dir anhören, du seist komisch, weil du dich manchmal aus größeren Gruppen zurückziehst und dein eigenes Ding machst? Egal, welcher von den beiden Fällen für dich gelten mag: Deine Neigung hat damit zu tun, ob du eher introvertiert oder extrovertiert bist. Und das hat einen starken Einfluss auf dein Verhältnis zu anderen Menschen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle darüber sprechen – denn für dein unzerstörbares Selbstvertrauen ist es wichtig, zu wissen, wie du tickst und warum du nicht komisch bist oder nervst.

Image by Stephanie Klepacki

Der Psychologe Carl Gustav Jung war der erste, der Introversion und Extroversion als Persönlichkeitsmerkmale beschrieben hat. Er beschrieb extrovertierte Menschen als solche, die generell einen intensiven Kontakt zu ihrer Außenwelt suchen, während introvertierte Personen ihre mentale Energie eher nach innen fokussieren. Niemand ist dabei zu 100% auf einer Seite, aber fast alle Menschen tendieren eher in die eine oder andere Richtung. Später kam noch ein weiteres Bild dazu, welches Pate stand für den Titel dieses Kapitels. Und zwar ist die Idee die, dass introvertierte und extrovertierte Menschen ihre mentale Energie unterschiedlich gewinnen, ihre Batterien mit anderen Energiequellen aufladen, sozusagen.

Die Energiequelle der extrovertierten sind andere Menschen, Gesellschaft, Interaktion. Introvertierte hingegen gewinnen Ihre Energie aus dem Alleinsein, Ruhe, Reflexion. Der Grund dafür ist, dass introvertierte Menschen generell mehr Hirnaktivität aufweisen, auch in Entspannungsphasen. Bevor du jetzt denkst, ich sage, introvertierte seien schlauer: Das ist Quatsch, darum geht es nicht. Extrovertierte können einfach mehr Stimulierung von außen „ertragen“, ohne müde und gereizt zu werden. Sie brauchen diese sogar, um sich wirklich wohl zu fühlen. Bei eher introvertierten Menschen hingegen führen diese Impulse von außen dazu, dass die Batterie sich leert, deshalb ziehen sie sich schnell mal zurück. Schüchtern sind sie deshalb aber nicht unbedingt, das hat nichts miteinander zu tun.

Image by Anthony DELANOIX

Diese unterschiedlichen Eigenschaften können schnell zu Missverständnissen führen. Ein extrovertierter Mensch mag einen introvertierten vielleicht schnell als langsam, unentschlossen, oder emotional instabil bewerten, weil dieser dazu tendiert, länger nachzudenken und sich manchmal eben zurückzieht. Dem entgegen steht der introvertierte Mensch, der einen extrovertierten eventuell als laut, wenig reflektiert und sprunghaft einordnet. Dabei sind einfach ihre  Persönlichkeiten unterschiedlich. Für dich ist es deshalb wichtig, zu verstehen, wie du bist – denn nur so kannst du verhindern, dich von den Bewertungen durch andere verrückt machen zu lassen. Denn die anderen wissen nicht unbedingt so viel darüber wie du. Und du kannst deine Neigung zu Gesellschaft oder auch Alleinsein besser einordnen. Wenn du dann auch noch über deine Mitmenschen und deren Platz in dem Spektrum nachdenkst, darfst du dir gerne einen Bonuspunkt geben.

Die Hausaufgabe

Überlege, wo du auf der Skala von Extroversion und Introversion stehst. Sei dabei ganz ehrlich mit dir, denn es gibt kein richtig und falsch. Wie lädst du deine Batterien auf? Was ist deine Energiequelle? Überlege, ob dich du durch das, was ich beschrieben habe, besser verstehst. Oder auch, ob du dich selbst bisher vielleicht falsch eingeschätzt hast, weil du denkst, das eine sei „besser“ als das andere. Denn es mag vielleicht sein, dass unsere Gesellschaft in manchen Aspekten eher geeignet ist für extrovertierte Menschen. Genauso habe ich aber auch die Tendenz festgestellt, dass sich viele Menschen lieber als introvertiert sehen, als Schutzschild, quasi einen negativen Belief diesbezüglich haben, weil sie sich durch Rückzug selbst schützen vor emotionalen Verletzungen. Oder sich durch ihren Partner oder Freundeskreis in eine Richtung ziehen lassen, die auf Dauer nicht gesund für sie ist, weil sie nicht ihrer Natur entspricht.

Der Merksatz

Ich weiß, wie ich meine Energie auflade und bin zufrieden damit, wie ich bin.

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