You'll see it's all a show
Wenn wir davon ausgehen, dass ein Großteil deiner Realität in deinem Kopf, in deinen Gedanken und Gefühlen stattfindet, dann ist das ja nicht nur für dich so. Auch alle anderen Menschen rund um dich herum nehmen die Welt genauso war, sie haben ihre eigenen Geschichten im Kopf, die teils mit ihren Gefühlen verbunden sind und immer wieder „automatisch“ ablaufen, solange sie nicht bewusst etwas dagegen unternehmen. Deshalb handeln sie komplett anders, als du es tun würdest. Sie sehen die Realität einfach anders und bewerten deshalb Situationen, Beziehungen und auch alles andere eventuell komplett entgegengesetzt zu deiner Sichtweise. Deshalb ist es so wichtig, zu erkennen, wie unsere Gedanken und Emotionen entstehen, welche Geschichten wir uns selbst erzählen und wie sie uns beeinflussen. Der nächste Schritt ist dann nämlich, zu akzeptieren, dass es allen anderen genauso geht.

Für mich passt hier das Bild eines Filmes, eines Drehbuchs oder Theaterstücks ganz gut. Du hast dir bestimmt schon öfter gedacht "Warum hat er das jetzt gemacht? War doch klar, dass es in die Hose geht." Die Antwort: Weil die andere Person eben in ihrem ganz eigenen Film ist. Mit einem anderen Drehbuch und anderen Rollen. Weil es in die Geschichte gepasst hat. Ich finde das Ganze irgendwie lustig. Wie soll man denn das Leben komplett ernst nehmen, wenn jeder Mensch in einer anderen Realität lebt? Vielleicht ist ein wichtiger Gedanke, uns selbst und das Leben an sich nicht so ernst zu nehmen.
Unser Ziel ist, uns dieses Zustandes in jedem Moment bewusst zu sein. Wenn wir alleine sind, geht es nur um uns selbst. Wenn wir andere Menschen um uns herum haben, geht es auch um diese. Du solltest also versuchen, jedem Moment deine volle Aufmerksamkeit zu widmen. Sei präsent, denke nicht zu viel an gestern oder morgen.
Tu das, was in dem Moment richtig ist, ohne dich von Gedanken und Gefühlen, die nichts mit dem Moment zu tun haben, ablenken zu lassen. Unter dem Begriff "Achtsamkeit" spielt dieser Ansatz eine wichtige Rolle im Zen-Buddhismus und auch immer mehr in der westlichen Medizin beziehungsweise Psychologie. Ich gehe davon aus, dass er in Zukunft auch noch stärkere Verbreitung finden wird, weil er einfach Sinn ergibt. Wenn du die Beobachtung deiner Gedanken und Gefühle, von Ego und Schmerzkörper in dein Leben integriert hast, ist dieser nächste Schritt gar nicht so schwer. Dein Hirn denkt konstant, so wie dein Herz konstant schlägt. Du achtest nicht andauernd auf deinen Herzschlag, vermute ich. Versuche genauso, ab und an auch deine Gedanken aus deinem Fokus zu nehmen und einfach zu erleben, was gerade passiert. Und wenn du dich fragst, wie das mit deinen Zielen in den Kategorien des Lebens zusammenhängt: Gemach, dazu komme ich später.

Eine Regel, oder besser ein Mantra, welches ich nutze, um mir diese Zusammenhänge immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, ist der folgende Satz:
"Die Dinge sind, wie sie sind, alles andere ist nur meine Reaktion darauf."
Wenn es regnet, kann ich da herzlich wenig dran ändern. Was ich wohl ändern kann, ist, mich nicht über das "Dreckswetter" aufzuregen. Welchen Nutzen hat das? Oder nimm den Straßenverkehr als Beispiel: Dir nimmt jemand die Vorfahrt? Ja, ok, nicht schön. Und fertig. Jeder weitere Gedanke daran tut nichts, als dir emotionalen Schmerz zuzufügen und deinen Schmerzkörper zu füttern. Das gleiche gilt für abfällige Kommentare von Arbeitskollegen, die schlechte Laune deines Partners, die aktuellen Aktienkurse, das Ergebnis der nächsten Wahl.
Speziell dann, wenn andere Menschen Dinge tun, die dich aufregen, denke immer daran: Für sich selbst, in ihrem Film, haben sie diese Handlung rationalisiert. Sie haben aus ihrer Sicht entschieden, dass es richtig war, dies zu tun oder nicht zu tun, weil es in ihre Geschichte passt. Es war vermutlich nicht bewusst gegen dich gerichtet. Es war vielleicht von ihren Egos getrieben oder eine Reaktion auf ihre Schmerzkörper. Vielleicht sind sie voller unverdauter Gefühle. Du kannst versuchen, sie zu verstehen. Du solltest lernen, ihnen zu vergeben – besonders, wenn du siehst, dass sie von ihren Emotionen verleitet wurden, etwas aus deiner Sicht „Dummes“ zu tun. Was du jedoch niemals tun solltest, ist nachtragend zu sein und eine dauerhafte Wut auf einen anderen Menschen zu pflegen.
Damit machst du nur dir selbst das Leben schwer. Der andere leidet selten darunter.
Und bitte, tue mir einen Gefallen: Fang jetzt nicht an, dich über deine Reaktion auf das Wetter aufzuregen, statt über das Wetter selbst. Erkenne die Emotion, fühle sie, unterdrücke sie nicht, verdaue sie – aber lass sie dich nicht unnötig lange oder stark beeinflussen. Das Geheimnis der „immer Glücklichen“ ist nämlich, dass sie gar nicht immer glücklich sind. Auch sie fühlen negative Gefühle. Sie lassen sich davon nur nicht lange beeinflussen. Sie haben gelernt, sie zu verdauen, und das kannst du ja mittlerweile auch.
Es gibt ein wunderbares Lied, dass diese Wahrheit perfekt auf den Punkt bringt und aus dessen Text ich auch den Namen dieses Kapitels geborgt habe. Und zwar "Always Look on the Bright Side of Life" von Monty Python / Eric Idle aus dem Film "Das Leben des Brian". Höre es dir an, lies den Text dazu und nimm es zum Anlass, das Leben einfach nicht so ernst zu nehmen.
You'll see it's all a show.
Keep 'em laughing as you go.
Just remember that the
last laugh is on you.
Die Hausaufgabe
Bemühe dich, immer im Moment zu sein. Die Selbstbeobachtung ist wichtig, aber wenn du darin genug Übung hast, ist es leicht, jeden Moment bewusst wahrzunehmen. Und besonders, wenn du dich aufregst, denke daran: Es ist, wie es ist – alles andere ist deine Reaktion.
Auch in deinen Aufzeichnungen findest du vielleicht Dinge, die deshalb dort stehen, weil du das Leben sehr ernst nimmst. Oder weil du nicht bedacht hast, dass andere Menschen die Welt vermutlich ganz anders sehen als du. Schau dir deshalb deine Aufzeichnungen noch einmal an und versuche, diese Dinge zu finden und neu zu beurteilen. Möglicherweise siehst du die Dinge jetzt anders.
Du wirst dadurch mehr Verständnis für andere Menschen entwickeln. Wenn es gut läuft, bist du bald mehr daran interessiert, die anderen zu verstehen, statt dich über sie aufzuregen. Du lernst, Menschen als Fakten zu akzeptieren, mit all ihren Macken und Sonderheiten. Und du lernst, nicht immer alles so verdammt ernst zu sehen.
Der Merksatz
Ich weiß, dass die Situation und meine Reaktion darauf zwei unterschiedliche Dinge sind, und auch, dass jeder Mensch in seinem eigenen Film lebt. Deshalb nehme ich das Leben nicht so ernst.