I have realized... I am God
Egal, ob du religiös bist und dir die Idee deshalb etwas unangenehm ist oder du mit der ganzen Idee von überirdischen Kräften absolut nichts anfangen kannst: Ab jetzt bist du dein Gott. Für den Rest dieses Buches zumindest. Was das für mich bedeutet? Wir können die Umstände und das Verhalten anderer Menschen häufig nicht beeinflussen. Das sind die Dinge und Situationen, die religiöse Menschen vielleicht dazu veranlassen, zu beten. Sie sagen dann eventuell: "Gott, sorge dafür, dass mir XYZ gelingt". Oder aber, sie erleben etwas Schlechtes und sagen dann: "Gott, warum hast du das zugelassen?".

Es geht also darum, entweder ein zukünftiges Ereignis in unserem Sinne beeinflussen zu wollen oder den Sinn in einem vergangenen Ereignis zu sehen, welches nicht so gut für uns war. In beiden Fällen geben wir die Macht – oder die Verantwortung – aus der Hand. Wenn ich nun sage "du bist Gott", dann sage ich übersetzt: Du hast die komplette Macht über alles, was dir geschieht, und bist auch für alles verantwortlich. Keine höhere Kraft und bestimmt auch keine anderen Menschen. "Das ist ja eine tolle Annahme", denkst du jetzt wahrscheinlich, "aber absolut unrealistisch." Wie sollst du denn Dinge beeinflussen, die du nicht beeinflussen kannst?
Wir können die Umstände nicht beeinflussen, das ist richtig. Sehr wohl aber haben wir Einfluss auf unsere Reaktionen darauf. Überlege mal, wie viel der Realität wirklich ist, und wie viel davon nur in deinen Gedanken stattfindet.
Du siehst Dinge und du bewertest Dinge. Das Ding an sich und die Bewertung sind zwei verschiedene paar Schuhe, jemand anderes würde eventuell ganz anders werten. Ich würde sagen, 20% sind "echt", der Rest ist in deinem Kopf. Und darüber hast du sehr wohl die Macht. Nach Adam Riese hat also dein Gott – du selbst! – damit zumindest absoluten Einfluss auf 80% aller Dinge. Das gilt sowohl für das vorher darüber Nachdenken als auch für die Bewertung danach. Du hast es also in der Hand, zu beeinflussen, wie viel und was du über die Zukunft und die Vergangenheit denkst. Du entscheidest, wie du Dinge bewertest, und was du dazu fühlst. Also versuche, ab jetzt ein wenig mehr Verantwortung dafür zu übernehmen, wie du deine Umwelt siehst und wie du auf sie reagierst.

Aber ich kann doch meine Gedanken und Gefühle nicht steuern – ich bin doch kein Roboter! Wenn das gerade dein Gedanke war: Keine Angst, dazu kommen wir noch. Nicht zum direkten Steuern, wohlgemerkt. Sondern dazu, wie du zukünftig besser mit ihnen umgehen und dich mehr von deiner Bewertung der Dinge loslösen kannst. Denn nicht die Dinge an sich machen dir Probleme, sondern deine Sichtweise auf sie, die Geschichten, die du zu den Dingen im Kopf hast.
Es gibt aber noch eine andere Sache, die du sehr wohl steuern kannst und mit der du dein Leben gottgleich beeinflussen wirst, und zwar deine Aufmerksamkeit.
Denk mal über folgenden Satz nach: Worauf ich achte, was ich wahrnehme, ist meine Erfahrung und damit mein Leben. Das bedeutet, du kannst durch die Steuerung deiner Aufmerksamkeit dein Leben direkt beeinflussen! Und eigentlich ist das ja auch ganz logisch: Wenn du dir den ganzen Tag negative Nachrichten ansehen willst – und davon gibt es auf der Welt wirklich genug – dann kannst du das tun. Damit richtest du deine Aufmerksamkeit primär auf negative Dinge, und es wird sich schnell so anfühlen, als sei das die Welt und das Leben einfach nur schlecht. Oder du richtest deine Aufmerksamkeit primär auf die guten Dinge und darauf, etwas zu verbessern.
Ich wette mit dir, dass sich dein Leben dann anders anfühlt. Und eins ist mir an dieser Stelle ganz wichtig: Es geht hier nicht darum, den Kopf in den Sand zu stecken und die Augen vor allen schlechten Dingen zu verschließen. Nur finde ich macht es auch keinen Sinn, sich selbst das Leben besonders schwer zu machen, indem du dich zum Großteil auf negative Dinge konzentrierst. Denn ich glaube nicht daran, dass es deine Aufgabe ist, möglichst viel zu leiden. Wenn du das glaubst, spricht da vielleicht dein Ego – aber dazu kommen wir im nächsten Kapitel.
Die Religion, die du mit dir selbst als Gott gerade gegründet hast, heißt übrigens Autotheismus. Und bevor dir jetzt zu Kopf steigt, dass du Gott bist, eine Klarstellung: Du bist dein eigener Gott. An den kannst aber nur du glauben, denn jeder ist sein eigener Gott! Das ist der Grundgedanke des Autotheismus. Jeder hat seinen eigenen Gott, nämlich sich selbst. Jeden, der nicht an sich selbst glaubt, können wir nicht ganz ernst nehmen, denn sie oder er gibt seine Macht aus der Hand und macht sich zum „Opfer“, von was auch immer. Und wer will das schon?

Die Hausaufgabe
Beobachte deine Gedanken und Gefühle und auch, worauf du deine Aufmerksamkeit richtest. Denke dran: Du bist Gott und kannst diese Dinge von außen sehen. Nicht immer und ständig, aber versuche, jeden Tag ein bisschen mehr darauf zu achten, was du so denkst und fühlst und wie viel davon deine Realität ausmacht. Und damit meine ich nicht, dir plötzlich über jede Kleinigkeit noch mehr Gedanken zu machen. Konzentriere dich am Anfang auf die Dinge, die für dich mit starken Emotionen verbunden sind.
Zu Beginn kann es dir unter Umständen komisch vorkommen, deine Gedanken und Gefühle zu beobachten. Aber glaube mir, es wird mit der Zeit immer einfacher und irgendwann geschieht es automatisch. Mache trotzdem weiter damit. Was beobachtest du? Siehst du Ausreden? Angst? Überheblichkeit? Bewertungen?
Hilfreich können an dieser Stelle die folgenden Fragen nach Byron Katie sein:
- „Ist das wirklich wahr?“
- „Kann ich mit absoluter Sicherheit wissen, dass es wahr ist?“
- „Wie reagiere und wie fühle ich, wenn ich diesen Gedanken denke?“
- „Wer oder was wäre ich ohne diesen Gedanken?“
- „Wie würde ich mich ohne diesen Gedanken fühlen?“
Schaue dir deine Aufzeichnungen zu deinen Zielen, Werten und deinem Selbstbild noch einmal an. Kannst du aus deiner göttlichen Sichtweise vielleicht sehen, ob deine Gedanken und Gefühle einen großen Einfluss darauf haben, was du aufgeschrieben hast? Wie viel davon würden wohl andere Menschen, die dich gut kennen, auch so aufschreiben? Wie viel ist vielleicht Teil der 80%, die du selbst beeinflussen und ändern kannst?
Durch die deine Selbstbeobachtung und die Überarbeitung deiner Aufzeichnung wirst du nach und nach merken, was welche Emotionen in dir auslöst und wie du über andere Menschen oder äußere Einflüsse denkst. Und je mehr du dich selbst auf diese Art verstehst, desto mehr Einfluss hast du auch darauf, deine Reaktionen zu steuern.
Der Merksatz
Ich beobachte meine Gedanken und Gefühle und weiß, dass ich mich nicht von ihnen steuern lassen muss.