top of page

Zeit für Veränderungen

Änderungen brauchen Zeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Dinge, die du in diesem Buch gelesen hast, sind hoffentlich nachvollziehbar für dich, und ich gehe auch davon aus, dass du deine Notizen wie beschrieben gemacht hast. Unter Umständen hast du auch schon öfter versucht, dein Leben in irgendeiner Art und Weise zu ändern, aber es hat nicht so richtig geklappt. Das könnte daran liegen, wie unser Gehirn funktioniert. Zu Beginn sprach ich schon von Gewohnheiten. Diese sollen jetzt unser Thema sein.

Du denkst wahrscheinlich, du entscheidest den ganzen Tag bewusst, was du tust. Das ist falsch. Ein Großteil unseres Verhaltens (und auch unserer Gedanken) sind gesteuert von Gewohnheiten, oder "Habits" auf Englisch. Auch das ist evolutionär bedingt. Für unseren Körper ist es wesentlich weniger aufwändig, gelernte Routinen zu durchlaufen, als über jede Entscheidung bewusst nachzudenken. Das geht los beim Schuhe anziehen, oder denkst du bewusst darüber nach, wie du eine Schleife bindest? Denkst du beim Autofahren bewusst darüber nach, zu schalten oder zu blinken? Nein, denn im Laufe der Jahre haben sich die Abläufe in deinem Gehirn "eingebrannt" durch die Wiederholungen. Es haben sich entsprechende Nervenbahnen gebildet.

Image by Jon Tyson

Du kannst also steuern, wie dein Gehirn aufgebaut ist. Der wissenschaftliche Begriff dafür ist „neuronale Plastizität“. Oder gehen wir noch einen Schritt weiter, du musst steuern, wie dein Gehirn aufgebaut ist, denn die neuronale Plastizität verändert den Aufbau immer, ob du es möchtest, oder nicht. Dein Hirn weiß nicht, was „gut“ oder „schlecht“ ist, es verarbeitet alles, was du ihm zuführst, und passt sich entsprechend an.

 

Du hast also einerseits Superkräfte und andererseits eine große Verantwortung. Und wenn das keine göttliche Macht ist, was dann? Das Problem ist auch hier wieder: Neue Habits zu formen bedarf Arbeit. Das geht nicht sofort, nur weil du es vielleicht gerne möchtest. Wenn du jetzt aber davon ausgehst, dass bis zu 80% (ich mag die Zahl 80%, wirklich! Vielleicht ist es mehr, vielleicht weniger – da gibt es keine richtige Aussage denke ich) deines Verhaltens und deiner Gedanken von Gewohnheiten gesteuert werden, dann ist es die Arbeit sicherlich Wert, diese Dinge in deinem Sinne zu beeinflussen, oder?

Eine der größten Herausforderungen dabei, dich und dein Denken zu ändern ist, alte Gewohnheiten abzustellen und neue zu bilden. Das ist der Grund, warum viele Menschen dabei scheitern.

 

Es kostet wahnsinnig viel Energie, Habits zu ändern. Dein Körper und dein Geist werden sich dagegen wehren, denn du möchtest einen Teil deiner Persönlichkeit neu programmieren. Stell dich darauf ein: Es dauert im Schnitt 90 Tage – 3 Monate! – alte Gewohnheiten in neue umzuformen. Täglich meditieren? Positiv denken? Ernährung umstellen? Stell dich darauf ein, 90 Tage hart daran zu arbeiten. Und stell dich darauf ein, irgendwann wach zu werden und zu merken: Huch, ich mache es von alleine, ohne Anstrengung! Und plötzlich wissen die Finger, wo die Noten der Bluestonleiter sind. Plötzlich siehst du Chancen statt Risiken. Plötzlich siehst du die Fehler, die du machst, als Möglichkeit, etwas daraus zu lernen. Du musst dich halt nur ein wenig anstrengen. Aber wenn wir ehrlich sind: Was sind schon 3 Monate?

Image by Estée Janssens

Ein guter Weg, die nötigen Veränderungen anzugehen, ist die japanische Kaizen-Philosophie. Dabei geht es darum, jeden Tag an etwas zu arbeiten, aber immer nur kleine Schritte zu machen. Du musst nicht gleich die Welt verändern wollen. Im Gegenteil, zu große Aufgaben halten dich eher davon ab, sie anzugehen, weil sie uns Angst machen und wir sie dann erst recht immer wieder vor uns herschieben. Versuche vielleicht, dich jeden Tag 10 Minuten mit den Ideen aus diesem Buch zu beschäftigen – das reicht schon aus, um eine Veränderung herbeizuführen. Sie es mit den Gewohnheiten wie mit Diäten: Willst du deine Ernährung umstellen, so ist es immer besser, dies komplett zu tun. 4 Wochen strenge Diät mit abschließendem Jo-Jo-Effekt bringen dich nicht weiter. Jeden Tag ein bisschen weniger Schokolade zu essen schon. Und greife jeden Tag für sich an, immer wieder aufs Neue. Du kennst dein Ziel und arbeitest darauf hin, aber jeder Tag, an dem du deine Aufgaben erledigt hast, ist ein Sieg.

Die Hausaufgabe

Du hast es dir wahrscheinlich schon gedacht: Ich möchte von dir, dass du Gewohnheiten formst, die dich darin unterstützen, glücklicher und zufriedener mit deinem Leben zu sein. Deshalb bitte ich dich, dich 90 Tage lang mit den Themen aus diesem Buch zu beschäftigen, über die wir bisher geredet haben. Um auf Nummer sicher zu gehen würde ich sagen, schau jetzt auf den Kalender, und zähle die drei Monate ab jetzt, denn ich weiß ja nicht, wie schnell die gelesen hast.

Ich empfehle, die folgenden 5 Punkte täglich umzusetzen, um deine Gedanken auf Glück zu programmieren:

1. Überlege morgens direkt nach dem Aufstehen, was dein Idealbild von dir selbst ist und was du den Tag über tust, um so zu sein. Fühle, wie gut sich das anfühlt.

2. Beobachte den Tag über immer mal wieder deine Gedanken und Gefühle und erkenne Ego und Schmerzkörper, statt dich von ihnen steuern zu lassen. Versuche auch, diese Gegenspieler in anderen Menschen zu sehen.

3. Sei präsent in jedem Moment. Wenn deine Gedanken wandern, atme ein paar mal tief in den Bauch ein und aus, konzentriere dich auf deinen Atem und lass die Gedanken ziehen. Konzentriere dich dann auf das, was du in dem Moment tust – nicht auf gestern oder morgen.

4. Schau dir am Abend deine Notizen an und überprüfe, ob sie noch korrekt sind. Mach dir bewusst, was deine Ziele sind, wie der Status ist und was du tun wirst, um sie zu erreichen. Dann nimm dir ein paar Minuten Zeit, um deine Gefühle zu verdauen, falls es nötig ist.

5. Überlege dir, wenn der Tag vorüber ist, wofür du an diesem Tag dankbar bist. Spüre die Dankbarkeit in dir – fühle, wie gut sie sich anfühlt.

Betrachte auch sonst deine täglichen Gewohnheiten. Wie sieht dein Tag so aus? Was machst du jeden Tag oder jede Woche regelmäßig? Stelle dir einfach ab und an die Frage, ob dich eine Handlung in irgendeiner Form voranbringt oder welchen Vorteil du sonst davon hast, diese Sache zu tun. Vielleicht findest du dabei Gewohnheiten, die den Zustand, den du ändern möchtest, nur festigen. Diese solltest du als erstes versuchen, durch solche zu ersetzen, die dich deinem Ziel näher bringen. Ein schönes Bild für das, was du hier tust, ist eine Zwiebel. Du wirst feststellen, dass du nach und nach immer mehr Schichten entfernst an Dingen, die dich davon abhalten, glücklich und zufrieden zu sein – wie die Schichten einer Zwiebel eben. Wir sprachen an anderer Stelle schon vom Bildhauer, und hier gilt das gleiche Prinzip: Schicht für Schicht kommt du deinem wahren Kern näher. Nicht sofort, nicht mit einer großen „Erleuchtung“, aber mit vielen kleinen Erfolgserlebnisse, die aufeinander aufbauen.

Der Merksatz

Ich weiß, wie ich mein Leben ändern kann, und arbeite jeden Tag daran.

Cheatcode: Die Wim Hof Methode

Wim Hof ist ein niederländischer Extremsportler und hat das bescheidene Ziel, die Welt zu verbessern. Er ist vor allem bekannt dafür, extreme Kälte ertragen zu können und hat damit einige Weltrekorde aufgestellt. Dabei hat er eine Methode entwickelt, die eine Vielzahl von körperlichen und psychischen Vorteilen für den Anwender mit sich bringt. Unter anderem hilft sie bei Stress, Burnout, Depressionen und generell dabei, glücklicher sein – also genau das, was wir suchen.

Image by Vidar Nordli-Mathisen

Die Methode besteht aus drei einfach Bestandteilen: Kältetherapie durch kalte Duschen und Bäder, einer speziellen Atemtechnik sowie einfach der Entscheidung, mit Hingabe an sich zu arbeiten und bestenfalls zu meditieren. Ich empfehle jedem, diese Methode anzuwenden. Für mich ist sie ein Cheatcode, vor allem was den emotionalen Zustand angeht. Nach einer kalten Dusche, die man ganz bewusst wahrnimmt, dabei tief atmet und sich einfach darauf einlässt, das es jetzt für ein paar Minuten kalt ist, ist die Laune auf einmal fantastisch. Das Gefühl, wenn der Körper langsam von innen her wieder warm wird, ist etwas ganz besonderes.

Kein Wunder, dass Kältetherapie teils auch bei Depressionen eingesetzt wird. Die Atemtechnik möchte ich jetzt hier nicht beschreiben, schau dir dazu lieber ein Video von Wim Hof selbst an oder gehe zu einem ausgebildeten Trainer.

Aber teste sie aus! Für mich ist das wie ein Zurücksetzen der Gefühle. Nach einem Durchgang (dauert ungefähr 20 Minuten) sind, falls vorhanden, die negativen Emotionen weg, ich habe gute Laune und Energie für die nächsten Stunden. Zusammen mit den kalten Duschen ist das für mich mittlerweile ein fester Bestandteil meines Tagesablaufs.

Auch die Geschichte von Wim Hof ist faszinierend und der Herr an sich sehr inspirierend. Sein Ansatz ist ganz einfach: Jeder Mensch ist von Natur aus glücklich, gesund und stark. Ich kann dir nur empfehlen, mal ein paar Interviews mit ihm anzusehen. Speziell der Podcast „Joe Rogan Experience #712“ ist sehr schön.

bottom of page