Emotionale Verdauungsstörungen
Emotionale Verdauungsstörungen? Was das sein soll? Zunächst mal ein (aus meiner Sicht zumindest) lustiger Begriff, der dir hilft, dir den Inhalt des Kapitels besser zu merken. Ansonsten ist es eine andere Perspektive auf das, was wir gerade besprochen haben. Emotionen machen unsere Leben lebenswert, sie stehen uns aber auch ab und zu im Weg, wenn es darum geht, glücklich und zufrieden zu sein. Das zeigt sich dann zum Beispiel durch Ego und Schmerzkörper. Deshalb ging es im vorherigen Kapital auch schon um das Verarbeiten von Gefühlen, und deshalb soll es hier jetzt erneut darum gehen.

Auch hier ist der Begriff und die Idee und eigentlich alles natürlich auch wieder geklaut. Dies ist und bleibt eine Ideensammlung, meine Zusammenstellung von Prinzipien, die dich inspirieren soll. In diesem Fall kommt meine Inspiration vom Yoga-Lehrer Christopher Wallis. Er beschreibt, wie viele unserer heutigen Schwierigkeiten entstehen, weil wir oft nicht richtig lernen, unsere Emotionen zu verdauen. Man könnte auch sagen: Der Schmerzkörper sind diese unverdauten Emotionen.
Und dann gibt es halt emotionale Verdauungsstörungen, die uns das Leben schwer machen. Wir tendieren dazu, herausfordernde Gefühle auf andere Menschen, Dinge oder das Umfeld zu projizieren, in dem wir ihnen die „Schuld“ geben. Oder wir behalten die Emotionen in uns, fühlen sie immer wieder und lassen sie so unverdaut langsam zu Gift werden, welches dann unser Leben negativ beeinflusst.

Wallis beschreibt auch die vier Schritte, die nötig sind, damit die Verdauung der Emotionen immer gut funktioniert:
1. Übernimm Verantwortung für deine Emotionen, ohne anderen die „Schuld“ zu geben. Deine Gefühle entstehen in dir, das ist ein ganz natürlicher Prozess. Du musst dich nicht für sie schämen, aber es ist deine Aufgabe, mit ihnen umzugehen, nicht die Aufgabe deiner Mitmenschen – auch wenn dein Ego dir vielleicht eine andere Geschichte erzählt.
2. Gib dir selbst jeden Tag ein wenig Zeit, einfach nur deine Gefühle zu fühlen. Das hat auch mit Wertschätzung zu tun. Ich gehe davon aus, dass du dich jeden Tag wäschst und deinen Körper sauber hältst. Warum sollte dein Geist dir weniger Zeit wert sein als dein Körper? Suche dir also einen ruhigen Ort und lass die Gefühle einfach durch dich hindurchfließen, ohne groß über ihre Bedeutung oder ihre Auslöser nachzudenken.
3. Erkenne, dass deine Gedanken zu deinen Emotionen einfach nur Geschichten sind, die du (bzw. dein Ego) dir selber ausdenkst, um deine Gefühle zu erklären. Diese Erklärungen und Begründungen für etwas natürliches und manchmal sehr irrational wirkendes wie deine Emotionen behindern die Verdauung, weil sie den Gefühlen mehr Macht geben, als sie eigentlich über dich haben.
4. Ignoriere die Geschichten und fühle die Gefühle, ohne sie zu bewerten. Dabei ist es egal, wie „negativ“ du sie findest. Wenn du sie nicht richtig verdaust, einmal richtig durch die Negativität gehst sozusagen, dann wirst du sie nicht los. Während du das tust, mache dir immer wieder klar, dass du diese Verdauung locker beherrscht.
Das war es auch schon. Siehst du, wie es auch hier wieder darum geht, deine Gedanken und Gefühle zu beobachten? Zeigt sich hier etwa ein Muster? Aus meiner Sicht ist die Antwort ganz klar: Ja! Du kannst ja auch nicht an deinem Auto schrauben oder leckeres Essen kochen, ohne die Einzelteile und ihre Zusammensetzung zu
verstehen. Das gilt eben auch für deinen Geist. Das Thema „Geschichten, die wir uns ausdenken und für die Realität halten“, wird auch in den nächsten Kapiteln wieder eine Rolle spielen, denn es ist extrem wichtig für unser Leben.
Die Hausaufgabe
Das Kapitel an sich beschreibt die Hausaufgabe ja schon ganz gut. Nimm dir Zeit für deine Gefühle. Lerne, die Geschichten von der Emotion zu trennen. Übernimm Verantwortung. Und schon wirst du deine Verdauungsstörungen schnell in den Griff kriegen.
Der Merksatz
Ich verdaue meine Gefühle und sorge dafür, dass Sie nicht zu Gift für mich werden.